Heimatgeschichtlicher Arbeitskreis Rentrisch e.V.
 

Der Spellenstein, das Wahrzeichen von Rentrisch

Der Spellenstein mit seiner imposanten Größe von 6,55 m, davon 1,50 m unter der Erde, einem Umfang von 4,70 m  und einem Gewicht von 300 – 400 Zentnern ist das eigentliche Wahrzeichen von Rentrisch. Er ist nicht ganz so alt wie der Stiefel, wurde aber doch bereits in der Jungsteinzeit (4000 – 1800 v. Chr.) von Menschen errichtet. Er steht mitten im Ort im Vorgarten des  Hauses Nr. 12 in der Straße „Am Spellenstein“. Seiner Form nach wurde er im Laufe der Geschichte Spille, Langer Stein, Langenstein, Riesenwetzstein und schließlich Spellenstein   genannt. Er wurde am Pfaffenkopf in Dudweiler gebrochen und durch das Langental, heute Dudweilertal, an seinen jetzigen Standort gebracht, eine äußerst beachtliche Leistung. In frühester Zeit diente er den Menschen als Kultstein und war wohl ein Zeichen der Fruchtbarkeit (Form eines Phallus). Die Menschen, die damals eine mittlere Lebens-erwartung von 20-30 Jahren, erbrachten jedoch solche Anstrengungen zur Ehre der von Ihnen verehrten Götter. Zeugung, Wachstum und Tod hatten für sie eine so zentrale Bedeutung, dass sie die größten Opfer brachten, um die Götter für die Erhaltung ihrer Sippe, ihres Stammes günstig zu stimmen. Der Spellenstein und der fünfkantige Fels am Stiefel werden deshalb als Fruchtbarkeitssymbole und mit dem Stiefelfelsen als Kultstätte unserer Vorfahren gedeutet (Krämer W.: Geschichte der Stadt St. Ingbert, 1924 S. 6 ff.; Frank J.: Das Geheimnis der Menhire… S. 26). Da außer Scherbenfunden,  Gebrauchsgegenständen und Waffen keine weiteren Zeugnisse für uns über Ursprung und Bedeutung dieser alten Kultstätten vorhanden sind, sind wir nur auf Vermutungen und Vergleiche mit anderen Stätten ähnlicher Art „Carnac“ in der Bretagne/Frankreich, „Stonehenge“ in England, über die wir gesicherte Nachweise haben ange-wiesen. Unweit von Carnac am „Golfe de Morbihan“ auf der Ile aux Moines, bretonisch Igenah, erheben sich weitere Menhire. Der Menhir – ein bretonisches Wort, das die ganze Welt als terminus technicus verwendet -  ist ein aufgerichteter großer Monolith. Das Wort setzt sich zusammen aus Maen = Stein und hir = lang. In Geschichten, die man sich hier am Golf seit Urzeiten erzählte, waren die steinernen Menhir-Giganten lebendig. Die Menschen vollführten bei Vollmond Tänze zu Ehren der Toten. Sie baten um Pflanzenwuchs, waren Orakel für alles und beschützten einen, wie Heilige es tun. (vgl. Bannalec, Jean-Luc,: Bretonisches Gold, 2015, S. 143 f).

Aufmaße des Spellensteines

Zu jener zeit waren „die Druiden – historisch betrachtet – die Weisen und Philosophen der keltischen Kultur, aber auch Wissenschaftler, Mediziner und vor allem die Bewahrer von Geschichte und Tradition. Zwanzig Jahre dauerte die systematische Druidenausbildung.“ (aus Jean-Luc Bannalec „Bretonischer Stolz“, 2015, S. 135). Berücksichtigt man diese Erkenntnisse, müssen wir umso mehr über die Leistungen der Kelten vor fast 4000 Jahren staunen. Im Mittelalter (1281 erwähnt und durch Kaiser Karl IV 1354 erneuert) diente der Spellenstein aber auch als Grenzstein, denn bis zu ihm reichte das Geleitsrecht der Grafen von Saarbrücken. Wir sollten jedoch angesichts der von unseren Vorfahren überlieferten Zeugnisse Ehrfurcht und Stolz empfinden. Erinnern uns doch unser Hausberg, der Stiefel, und der sich wie ein Finger gen Himmel zeigende Spellenstein an den hohen Stellenwert, den Wachstum, Beständigkeit bedeuten , aber auch an die ständig stattfindende Vergänglichkeit. Frau Katharina Schüssler, Lehrerin in Rentrisch von 1932 bis 1958, hat all diese Empfindungen in einem Gedicht ausgedrückt, das hier wiedergegeben wird:


Der Spellenstein

von Katharina Schüssler

 Schweigend in stummer Ruhe ragt er,

die Jahrhunderte überdauernd,

hoch gereckt wie ein Finger mahnend

zur Beständigkeit und  Treue.

An ihm vorbei eilen hurtige Kinderfüße,

geht der Schritt des gereiften Mannes.

Abwägens die eigene Gebrechlichkeit,

streift ihn der Blick des  Greises.

Von Millionen Sandkörnern geformt

und zur Einheit verschmolzen steht er,

ein Beispiel der Beständigkeiten der Zeit –

und Gemeinde