Heimatgeschichtlicher Arbeitskreis Rentrisch e.V.
 

Der Stiefel

Der wohl älteste Zeuge menschlichen Wirkens im Bereich von Rentrisch dürfte der nur in 500 m Entfernung (Luftlinie) über dem Ort auf 397,7 m gelegene Hausberg des „Großen Stiefel“ sein. Der Berg hat seinen Namen bekommen von einem Felsgebilde, der heute die Form eines umgekehrten Stiefels hat. Zahlreiche Bodenfunde belegen, dass auf dem Stiefelberg sich schon in keltischer Zeit eine Höhensiedlung befand. In 13,5 m Entfernung vom Stiefelfelsen steht ein 3,40 m hoher Fünfkantstein, in der „Riese-Kreuzmann-Sage“ auch Teufelstisch und Teufelsfelsen genannt. Er diente in keltischer Zeit ebenfalls kultischen Zwecken. Viele Forscher haben die Geheimnisse des Stiefels zu lösen versucht. Der Stiefel soll mit dem Fünfkantstein, dem Spellenstein und dem Felsenbild „Hänsel und Gretel“ in Verbindung stehen. Auf der Ostseite des Stiefels befinden sich eingehauene Zeichen. Während W. Krämer diese Zeichen als mittelalterliche, gotische Zeichen deutet, vermuten andere darin altchristliche Christuszeichen (Mehlis), wieder andere deuten diese Zeichen als Sternbilder (Wannemacher).

Funde aus der Römerzeit weisen nach, dass eine Verteidigungsanlage mit Wachturm auf dem Großen Stiefel errichtet wurde, die dazu diente die römischen Straßenverbindungen durch das Grumbach- und Scheidertal zu sichern. Später stand hier das sogenannte „Stiefeler Schloss“, eine befestigte Burg, die 1168 zerstört wurde. Unser Hausberg, der Stiefel, und der sich wie ein Finger gen Himmel zeigende Spellenstein erinnern die Einwohner unseres schönen Heimatortes immer wieder an den hohen Stellewert, den Wachstum, Beständigkeit, aber auch Vergänglichkeit für unser Leben auch heute noch haben.

1300 m Luftlinie vom Spellenstein entfernt steht der Zweispitzfelsen, "Stiefel" genannt. Diese Aufnahme zeigt die Westseite auf einer Postkarte, abgestempelt am 19.8.1923 mit dem Zielort Wien. Zur Sicherung der Besucher ist noch kein Geländer angebracht.


Der Stiefel von der Ostseite her gesehen. Vorne rechts unterhalb der Sohle befinden sich die Schriftzeichen.


Der meist "Fünfkantstein", " TeufelsfeIsen" oder "Teufelstisch" genannte, etwa 3,40 m hohe Stein, steht 13,50 m westlich vom Stiefel entfernt. Er wurde von den Kelten errichtet und soll mit dem Stiefel, dem Spellenstein und dem Felsenbild "HänseI und Gretel" in Verbindung stehen.


Der Fünfkantstein und Stiefel von der Westseite gesehen.

Diese Schriftzeichen sind vielfach gedeutet worden. Dr. W. Krämer sieht darin mittelalterliche Steinmetzzeichen. Nehlis vermutet altchristliche Christuszeichen und Wannemacher deutet sie als Sternbilder.


Die Heimatforscher Robert Seyler und Otto Wannemacher  vermuten, dass   der Stiefelberg nicht nur eine befestigte Höhensiedlung, sondern auch eine Kultstätte war. Besonders Wannemacher hat durch genaue Vermessung der Felsen und längerer Beobachtung der Sonnenauf- und -untergänge im Jahresverlauf festgestellt, dass der Fünfkantpfeiler, den man auch als „Teufelsfelsen“ oder „Teufelstisch“ bezeichnet, schon in keltischer Zeit eine Kultstätte war. Er hat beim Vermessen der Stiefelfelsen auch eine Verbindung zwischen „Stiefel“ und „Spellenstein“ festgestellt.

Er schreibt: "Der meist Fünfkantpfeiler, 'Teufelsfelsen' oder 'Teufelstisch' genannte, etwa 3,40 m hohe Stein ist genau geortet. Die 1,30 m lange Ostseite zeigt genau in nordsüdliche Richtung, also zum Polarstern und zur Mittagssonne (Ortszeit). Die auch 1,30 m lange Südseite zeigt ebenso in Ostwestrichtung. Beide Seiten bilden also einen Winkel von 90°." (Nach Wannemacher, 0., unveröffentlichtes Manuskript).



Wannemacher fährt fort: "Die allergrößte Überraschung bildet jedoch die ebenfalls 1,30 m lange Nordseite, an deren Ostende ein Prellstein ist, wie an alten Scheunentoren. Diese Seite zeigt am 25. März der Seite entlang und genau über den Prellstein anvisiert zum Sonnenaufgang im Osten und am Abend dieses Tages zur untergehenden Sonne im Westen." Bei den Kelten und anderen Völkern des Altertums galt der 21. März, meistens jedoch der 25. März, als Jahresanfang. Bis zum Jahre 1556 wurde so z. B. im Bistum Metz und bis 1752 in England der 26. März als Osterfest und Jahresanfang gefeiert.

Zur Feststellung dieses Tages brauchte man also eine genaue Beobachtung des Sternen- und Sonnenverlaufs. Hierzu dienten solche natürlichen Beobachtungsstätten, wie Wannemacher sie im Stiefelfelsen sieht, weshalb er auch den Felsen als "Sonnenstein", "Frühlingsstein" oder in christI. Zeit "Osterstein" bezeichnet.


Wannemacher: Das Geheimnis der beiden Felsen auf dem Großen Stiefel teilweise gelöst. Der Aufsatz und die Zeichnungen liegen in Schreibmaschinenschrift dem Verfasser vor.