Geschichte von WH 337
Der ,,Westwall" ist ein über mehr als 630 km verteiltes Verteidigungssystem, das aus über 20.000 Bunkern, Hohlgängen, Höckerlinien, Panzersperren sowie zahllosen Gräben bestand. Die strategische Anlage des Westwalls beschrieb der Diplom-Ingenieur und ehemalige General Max Stiotta so: „Der Grundgedanke war, längs der Grenze - möglichst an Flüssen - eine durchlaufende befestigte Zone anzulegen. Die wichtigsten Punkte sollten die stärksten Werke (A-Werke) erhalten, die Zone querenden Straßen sollten durch mittlere Werke (B-Werke) gesperrt und das Gelände vor und zwischen diesen Werken durch schwache Bauten (C-Werke)geschlossen werden.“ Die Anlagen, anfangs unter dem Begriff ,,Bauvorhaben West" getarnt, ,,zieren" noch heute die Landschaft entlang der Westgrenze Deutschlands, von Lörrach bis nach Cleve an der niederländischen Grenze. Der ,,Westwall", der eher von propagandistischem als strategischem Wert war, wurde ab 1934 geplant und zwischen 1938 und 1940 unter Aufbietung von fast einer halben Million Menschen sowie unzähligen Fahrzeugen und Baugeräten gebaut. Unvorstellbare Mengen von Baumaterial wurden täglich verbaut.
Unmittelbar nach Rückgliederung des Saargebietes (Territoire du Bassin de la Sarre), am 1. März 1935, wurde mit dem Bau der „Befestigungsanlage West“ im Saargebiet begonnen. Wie bereits erwähnt, fanden schon Erkundungen und Vorplanungen unter strengster Geheimhaltung vor dem 01. März 1935, also noch während der französischen Bestatzung statt.
Eine in den Fels gemeißelte Inschrift vom Reichsarbeitsdienst, RAD, im Wald bei Rentrisch
Mitte 1937 wurden die Bauarbeiten in der Region Sulzbach, Neuweiler, St. Ingbert, Rentrisch und Oberwürzbach aufgenommen. Die Bauarbeiten wurden unter strenger Geheimhaltung durchgeführt. So erzählte man der Bevölkerung hier im Ort, dass hinter den Planen, welche die Baustellen verdeckten, eine Gartenanlage entstehen würden.
Unter Beachtung der Beschreibung von Max Stiotta und den örtlichen Besonderheiten, ein Tal, durch das der Feind von Frankreich her hätte einfallen können (Scheidtertal), eine Hauptbahnlinie und eine Hauptverbindungsstraße (Kaiserstraße) an den Rhein, hätte das Bauwerk Wh 337 als ein B-Werk geplant und ausgeführt werden müssen. Bei der Planung des Bauwerkes wurden aber auch Gegebenheiten des Geländes hier im Scheidtertal berücksichtig. Da das Gelände um den geplanten Standort von Bergen umgeben ist, und zu der Bewaffnung eines B-Werkes ein Granatwerfer und ein Festungsflammenwerfer gehörten, welche aber in diesem Gelände wenig Sinn machen, entschied man sich unter Abwägung aller Für und Wider, für den Bau eine Sonderkonstruktion - eine abgespeckte Variante des B-Werkes – eines sogenanntes B-Kleinstwerk. Durch das Wegfallen vom Granatwerfer und des Flammenwerfers konnte die Untere Etage eines B-Werkes eingespart werden. Dadurch verringert sich auch die Grundfläche der verbleibenden Etage um etwa die Hälfte. Alle anderen Komponenten eines B-Werkes wie Dreischartenturm, Sechsschartenturm und der Beobachter blieben erhalten. Das Resultat war ein dem Gelände angepasstes und schlagkräftiges Bauwerk. Ganz nebenbei konnten auch erhebliche Baukosten eingespart werden. Auch das Personal konnte von 96 auf 25 Mann reduziert werden.
Ab Spätsommer 1937 wurde mit dem Bau der Anlage Wh 337 begonnen. Bis Ende des Jahres war die Anlage im Rohbau soweit fertiggestellt. Allerdings nicht so, wie wir die Anlage heute kennen. Die komplette Hohlganganlage war zu dem Zeitpunkt weder geplant noch gebaut. Somit ergab sich folgender Grundriss:
Grundriss ohne Anbau (Hohlgang)
6. Eingangshof 7. Gasschleuse
8. Bereitschaftsraum
9. Nachrichtenraum
10. Führerraum
11. Zwischenflur
12. Dreischartenturm 407P9, ca. 16t
13. Beobachter mit Kleinstglocke 90P9, ca. 5,3t
14. Sechsschartenturm 20P7, ca. 51t
15. Kampfraum mit MG-Scharte 422P01 und Notausstieg
Unmittelbar nach Fertigstellung des Rohbaus stellte man einen gravierenden Planungsfehler fest: Bei aller Planung hatte man die Höhe der umliegenden Berge vergessen. Hätte der Feind diese besetzt wäre der Eingangshof (6) leicht unter Feuer zu nehmen gewesen. Er hätte offen gelegen, so dass von der Besatzung keiner die Anlage hätte verlassen oder betreten können ohne dass dies der Feind mitbekommen hätte. Den Winter 1937-1938 über kam die Baustelle zum Erliegen, jedoch nicht die Planung zum sichern Betreten der Anlage. Im Frühjahr 1938 wurden dann die Bautätigkeiten wieder aufgenommen. An den bereits gebauten Teil der Anlage wurde ein etwa 19,7m langer, talabwärts führender, gedeckter Zugang mit Eingangsverteidigung und Nebenscharte (Flankierungsanlage) angebaut. Daraus ergibt sich nun folgender Grundriss:
Grundriss nach dem Anbau des Hohkganges
1. Eingangshof mit Strumwasserkasten
2. Eingang und Gasschleuse links
3. Kampfraum mit MG-Nebenscharte 422P01 und
Gewehrscharte 48P8
4. Eingang und Gasschleuse rechts
5. Hohlgang ca.19,7m lang
6. Ursprünglicher Eingangshof
7. Gasschleuse
8. Bereitschaftsraum
9. Nachrichtenraum
10. Führerraum
11. Zwischenflur
12. Dreischartenturm 407P9, ca. 16t
13. Beobachter mit Kleinstglocke 90P9, ca. 5,3t
14. Sechsschartenturm 20P7, ca. 51t
15. Kampfraum mit MG-Scharte 422P01 und Notausstieg
Im Sommer 1938 war die Anlage dann soweit fertiggestellt, dass sie abgenommen werden konnte und in Betrieb genommen wurde. Ab diesem Zeitpunkt diente die Anlage als Kompaniegefechtsstand bis nach dem Frankreichfeldzug 1940. Ihre Gefechtsfähigkeit musste die Anlage nie unter Beweis stellen. 1940 nach dem Frankreichfeldzug wurde die Anlage desarmiert. Bereits 1942 wurde das Bauwerk für die Zivilbevölkerung zum Schutz gegen die zunehmenden Luftangriffe freigegeben. Eine Wiederbewaffnung 1944/45 fand nicht statt.
Hier ein kleiner Rundgang durch die Anlage. Die sechs Viedeos wurden von Karl-Heinz Wingert realisiert.